Diakon Walter Deindörfer war ab 1971 für lange Jahre Beauftragter der Evang.-Luth. Kirche in Bayern für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende und hat die Arbeit, aus der die Arbeitsstelle kokon hervorgegangen ist, maßgeblich geprägt. Am 2. August 2018 ist er im Alter von 91 Jahren verstorben.
Walter Deindörfer wurde am 1. August 1927 in Nürnberg geboren. Aufgewachsen in einem christlichen Elternhaus, hat er in der NS-Zeit Arbeitsdienst, Einberufung zur Wehrmacht und amerikanische Kriegsgefangenschaft in Frankreich durchlebt und wurde nach Kriegsende tief geprägt durch das Bekanntwerden der Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Nach Beendigung seiner Ausbildung 1952 begann er als Gemeindediakon in Nürnberg- Reichelsdorf sein Berufsleben. 1971 wurde er Beauftragter der ELKB für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende und übte dieses Amt 20 Jahre lang aus.
Vor dem Hintergrund seiner Erlebnisse als junger Soldat konnte und wollte er nicht mehr bereit sein, Gewalt in irgendeiner Form zur Erreichung politischer Ziele oder zur Konfliktlösung anzuwenden. Da zu dieser Zeit das Recht auf Kriegsdienstverweigerung sehr umstritten war, hatte er mit vielen Anfeindungen und Schwierigkeiten auch innerhalb der Kirche zu kämpfen. Als Zuständiger für die Gewissensprüfung trug er eine hohe Verantwortung für die jungen Männer, die mit ihrer Entscheidung gegen den Wehr- und für den Zivildienst vor einem Prüfungsausschuss bestehen mussten.
Walter Deindörfer gewann das Vertrauen von jungen Männern aus allen politischen und konfessionellen Lagern, beriet nicht nur christlich motivierte Kriegsdienstverweigerer und ermöglichte es, dass Zivildienstleistende und Soldaten miteinander ins Gespräch kamen. Für sein engagiertes Eintreten für die jungen Menschen, das weit über seine berufliche Aufgabe hinausging, ehrte ihn die Stadt Nürnberg 1991 mit der Verleihung der Bürgermedaille.