„Manchmal habe ich im Moment den Eindruck, die Idee, dass Frieden möglich ist, rutscht uns gerade weg“, sagt Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern bei der Eröffnung der 44. Ökumenischen FriedensDekade in Bayern am 12. November 2023 in der Weißenburger Andreaskirche. „Im Moment stellt sich ja eher die Frage, wie wir es schaffen, die Opfer von Gewalt nicht alleine zu lassen, ohne mit gleicher Münze und größerer Feuerkraft zurückzuzahlen.“
„Die biblische Vision von Frieden ist eine Verheißung Gottes, sie war nie eine Zustandsbeschreibung oder eine einfache politische Handlungsanweisung“, sagt Martin Tontsch von der Arbeitsstelle kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, die die Ökumenische FriedensDekade in Bayern koordiniert.
„Um Frieden zu stiften und zu bewahren, müssen wir frei werden von der Angst, die uns in die Aggression treibt; von der Angst, die uns dazu bringt, unbedingt Recht haben zu wollen – ganz egal, was das mit der Beziehung macht“, so Elisabeth Hann von Weyhern. „Wer aus dem Frieden Gottes lebt, der kann sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, ohne den Druck, ganz allein die Welt vor dem Untergang retten zu müssen.“
Im Schwerpunktdekanat Weißenburg finden in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen zum Thema „Frieden“ statt. Die Kirchengemeinde Weißenburg, plant, sich der Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry anzuschließen. Nach der Zerstörung durch die deutsche Luftwaffe in der Nacht vom 14.-15.11.1940 ließ Domprobst Richard Howard die Worte „Vater, vergib!“ in die Chorwand der Ruine meißeln. „Wer damals gedacht hätte, dass zwischen England und Deutschland einmal dauerhaft eine friedliche Nachbarschaft herrscht, wäre 1940 vermutlich für naiv gehalten worden“, so die Weißenburger Dekanin Ingrid Gottwald-Weber. „Vermutlich hat auch dort Gottes Geist gewirkt.“