Im Zentrum der FriedensDekade
Bundesweiter Eröffnungsgottesdienst mit Friedrich Schorlemmer in Nürnberg
ES IST KRIEG.
Entrüstet euch!
Ankündigung des Programms vor der Friedensglocke in der Friedenskirche: Dekanin Ursula Seitz, Thomas Oelerich,
Christine Mößner, Elke Pilkenroth von der katholischen Stadtkirche und Pfarrer Jochen Ackermann (v .l.n, r.),
Foto: Sauerbeck
Die bundesweite Ökumenische FriedensDekade, die es seit 30 Jahren gibt, wird am 7. November erstmals in ihrer Geschichte in Nürnberg eröffnet. Prominenter Gast ist der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, einer der führenden Köpfe der Friedensbewegung in der früheren DDR. Schorlemmer wird in einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag, 7. November, um 10 Uhr in der Friedenskirche, Palmplatz 11, die Predigt halten.
Offiziell läuft die Dekade unter dem diesjährigen Motto "Es ist Krieg. Entrüstet euch!" mit 45 Veranstaltungen allein in Nürnberg bis 17. November. Es gibt Friedenswege, Filme, Konzerte, Gebete, Ausstellungen und Vorträge.
Aber auch in den Tagen davor und danach wird viel geboten. So spricht der Wittenberger Pfarrer Schorlernmer schon am Freitag, 5. November, um 19.30 Uhr im Haus eckstein, Burgstraße 1-3, zum Thema "Ihr sagt Friede, Friede - und ist' doch kein Friede". Nach Auskunft von Christine Mößner vom Nürnberger Evangelischen Forum für den Frieden (Neff) zählt der Konflikt in Afghanistan mit acht Terminen zu den Schwerpunkten des Programms. Dazu gehören zum Beispiel ein Vortrag von Christian Schmidt, Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, am 21. Oktober um 19.30 Uhrebenfalls im Haus eckstein, oder die hochrangig besetzte Podiumsdiskussion "Terror in Afghanistan" am 27.Oktober um 19 Uhr im Bildungszentrum am Gewerbemuseumsplatz. Wichtiges Thema wird aber auch die Rolle Deutschlands als weltweit drittgrößter Rüstungsexporteur nach den USA und Russland sein.Diie stellvertretende Stadtdekanin Ursula Seitz freute sich darüber, dass Nürnberg in der gesamten bayerisehen Landeskirche Schwerpunkt-Dekanat der Aktion ist. "Wir bekommen deshalb eine besondere finanzielle und personelle Unterstützung", sagte die Theologin.
An die Ursprünge der FriedensDekade in der DDR erinnerte in Nürnberg Thomas Oelerich vom bundesweiten Trägerkreis, zu dem die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) sowie zahlreiche Friedens- und Menschenrechtsorganisationen gehören. Im Westen hat es bis 1990 die Friedenswoche gegeben. Nach der Wieder-
vereinigung arbeiteten die Organisatoren an einem gemeinsamen Programm. (Siehe StandPunkt rechts)
MICHAEL KASPEROWITSCH
@ www.friedensdekade.de
www.nuernberg-evangelisch.de
"Frieden braucht den realistischen Blick und die Vision"
Der Theologe Friedrich Schorlemmer eröffnete die bundesweite Friedensdekade in Nürnberg mit einem Gottesdienst
Die friedliche Wende in Deutschland 1989 war nach den Worten Friedrich Schorlemmers "eine Frucht der Friedensbewegung". Der bekannte Wittenberger Theologe sprach in Nürnberg in einem Gottesdienst zur Eröffnung der 30. bundesweiten Friedensdekade. Dabei erinnerte Schorlemmer - mit einem Spaten aus verschrotteten russischen Raketenteilen in der Hand - an seine Aktion 1983 in der DDR, als er mit Jugendlichen "Schwerter zu Pflugscharen" umschmiedete. Die von den christlichen Kirchen ausgerufene Friedensdekade bis zum 17. November steht in diesem Jahr unter dem Motto "Es ist Krieg. Entrüstet euch".
Wer Frieden wolle, benötige sowohl einen realistischen Blick als auch eine Vision, sagte der Geistliche, der ein Pionier der Friedensbewegung in der DDR war: "Wir brauchen Macher und Träumer." Jeder sollte sich ein "eigenes Friedensbuch" schreiben, schlug er vor.
Darin könnten die bedeutenden Sätze berühmter Friedenaktivisten stehen, wie der von Papst Johannes Paul II: "Krieg ist niemals unabwendbares Schicksal. Er ist immer eine Niederlage der Menschheit. " Schorlemmer forderte zudem Kriterien und Handlungsschritte für einen gerechten Weltfrieden, die national und international entwickelt werden müssten, und er sprach sich für eine fächerübergreifende Friedenserziehung an den Schulen aus. Darin sollte über soziale Gerechtigkeit, gerechten Frieden und Nachhaltigkeit gesprochen werden. Den Medien warf er Theologe vor, Aufklärung zu behindern, Verblödung zu hinterlassen und das eigene Nachdenken zuzuschütten. Es gebe aber "löbliche Ausnahmen
Die Friedensdekade entstand nach dem Vorbild einer ähnlichen Initiative in den Niederlanden. 1980 gab es die zehntägige Veranstaltung erstmals in Ost- und Westdeutschland. Getragen wird die Dekade von der 'Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AcK) , der "Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden" und einer Reihe weiterer Friedens- und Menschenrechtsorganisationen.
Bis zum Buß- und Bettag (17. November) finden bundesweit bei Friedensinitiativen, Bildungseinrichtungen und Kirchengemeinden Veranstaltungen statt. Sie thematisieren unter anderem den Krieg in Afghanistan und Chancen friedlicher Konfliktlösung. Die Nürnberger Pfarrerin Silvia Jühne: "Als die erste Friedensdekade vor 30 Jahren stattfand, ging es um die Nato-Doppelbeschlüsse, dieses Jahr steht der Krieg in Afghanistan im Mittelpunkt." nn/epd